Equine eyes Equine nose

Merkmalserfassung

Das Spektrum von Merkmalen, die von züchterischem Interesse sind, ist beim Pferd sehr breit (nähere Informationen hierzu finden Sie unter Merkmalsgruppen). Pferdehalter, Reiter und Züchter finden in den Zuchtzielbeschreibungen der Verbände Hinweise darauf, wo Schwerpunkte in den Zuchtprogrammen gesetzt werden. Im Einzelnen ist es jedoch nicht immer einfach, aus den Merkmalsdefinitionen und den verfügbaren Merkmalsinformationen (Phänotypen oder auch Zuchtwerte) klare Schlüsse zu ziehen.
Und das trifft nicht nur für die neuen Merkmale zu (z.B. aus den Merkmalsgruppen Gesundheit und Verhalten), sondern durchaus auch für Merkmale des Exterieurs und der Leistung, mit denen seit langem gearbeitet wird.

Der erfahrene Beurteiler und Pferdekenner weiß natürlich, worauf er achtet, wenn er beispielsweise die Trabqualität eines Pferdes einschätzen soll. Wie er dann allerdings die einzelnen Aspekte betrachtet und für sein Gesamturteil gewichtet, ist unterschiedlich und im Einzelfall kaum nachvollziehbar. Das traditionelle Bewertungssystem, die Wertnoten-Vergabe für einige allgemein definierte Merkmale, trägt hierzu entscheidend bei. Die Bonitierung, also die Güte-Einstufung, erfolgt jeweils relativ zum Zuchtziel, wobei die Maximalnote 10 für eine optimal-zuchtzielkonforme Ausprägung steht. Damit wirken sich Anpassungen des Zuchtzieles auf die Benotung aus und überlagern noch die teils erheblichen Unterschiede bei der Wertnotenvergabe, die zwischen einzelnen Beurteilern bestehen und sich auch durch Schulungen und sonstige Maßnahmen zur Harmonisierung nicht vermeiden lassen. Das hohe Maß an Subjektivität, die meist geringen Wiederholbarkeiten und insbesondere auch die fehlende Transparenz hinsichtlich der für die Bewertung ausschlaggebenden Merkmalseigenschaften sind Argumente, die zur Suche nach Alternativen motivieren.

Die lineare Beschreibung ist ein Verfahren, dass bei anderen Tierarten schon lange erfolgreich genutzt wird und auch beim Pferd in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen hat. An die Stelle der Bewertung (gut/schlecht relativ zum unscharf definierten Optimum) tritt hierbei eine Beschreibung relativ zu Extremausprägungen - ohne jede Festlegung, ob und inwieweit eines der Extreme der gewünschten Ausprägung entspricht. Zusammen mit der deutlich verfeinerten Merkmalsdefinition ergibt sich damit eine Transparenz, die im Wertnotensystem nicht zu erzielen ist.
So kann etwa von einem Richter sehr viel Knieaktion im Trab als exaltiert ("zu viel des Guten") angesehen werden und ebenso zu einer niedrigeren Trabnote führen wie beispielsweise unzureichender Schwung. Im linearen System sind diese Trab-Eigenschaften einzeln erfassbar, und anhand der vergebenen Linearwerte ist klar ersichtlich, welches Pferd eine extreme Knieaktion und welches eher unterdurchschnittlichen Schwung im Trab gezeigt hat.

Weitere Informationen zur linearen Beschreibung und ihrer Entwicklung in der Praxis finden Sie in den entsprechenden Abschnitten:

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